Blähungen und wie man sie vermeiden kann

Blähungen

Blähungen sind lästig bis schmerzhaft und im sozialen Miteinander sehr unangenehm. Bei längerfristigen Blähungen sind die Begleitumstände wichtig: Schmerzen, Koliken, Stuhlunregelmässigkeiten, Gewichtsverlust, Müdigkeit. Sie sind Anlass zur ärztlichen Untersuchung. Wenn der Arzt Infektionen, Entzündungen und Krebserkrankung des Magen-Darm-Traktes, Störungen der Bauchspeicheldrüse, Leber und der Gallenwege ausschliesst, kommen Lebensmittelunverträglichkeiten im engen Sinne des Wortes in Frage.

Die häufigste ist die Laktose(Milchzucker)-Unverträglichkeit. Dabei produzieren die Darmzellen eine ungenügende Menge des Enzyms, das die Laktose in ihre zwei resorbierbaren Bestandteile (Glukose und Galaktose) spaltet. Die nicht gespaltene Laktose gelangt in den Dickdarm, wird dort von Bakterien verwertet, wobei vermehrt Gas und andere darmreizende Stoffe entstehen. Diese Bakterien können dann sogar in die unteren Teile des Dünndarmes durchdringen, wo sie sonst nichts zu suchen haben, und noch mehr Beschwerden verursachen. Ähnlich ist es bei der selteneren Fruchtzuckerintoleranz und bei einem Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Sorten von Darmbakterien, wie es durch Antibiotika und Ernährungsfehler (einseitige Ernährung vor allem mit zuckerhaltigen Nahrungsmitteln) entstehen kann.

Wenn sowohl Darmentzündungen wie Intoleranzen im engen Sinne ausgeschlossen werden, bleiben als Ursache der Blähungen die dauernden Ernährungsfehler und Nahrungsmittelunverträglichkeiten im breiten Sinne des Wortes.

Welche Ernährungsfehler führen zu Blähungen?

1. Mangelndes Kauen. Die Verdauung beginnt durch die Enzyme aus dem Speichel bereits im Mund. Wenn die Speisen hier gründlich zerkleinert und zermalmt werden, erleichtert dies ihre weitere Verarbeitung in den tieferen Abschnitten des Magen-Darm-Traktes. Je besser verdaut, desto leichter werden die Bestandteile aus dem Darm ins Blut aufgenommen und desto weniger Reste bleiben für das Wachstum der Bakterien und die Störung ihrer Zusammensetzung, deren Folgen oben bei der Laktoseintoleranz geschildert wurden. Je länger wir den Geschmack einer Speise spüren, desto besser weiss der weitere Teil des Magen-Darm-Traktes, welche Säfte er für deren Verdauung bereitstellen soll. In der Regel soll man jeden Biss ca. 15-30-mal kauen, was selbstverständlich auch von dessen Zusammensetzung abhängt: je komplexer und härter, desto mehr sollte gekaut werden.

2. Gemischt, nicht einseitig essen. Jede grössere Mahlzeit (möglichst auch kleinere Zwischenmahlzeiten) sollen aus allen drei mengenmässigen Hauptbestandteilen (Kohlenhydrate, Eiweisse und Fette) bestehen. Überwiegen die einfachen Kohlenhydrate (z.B. isst man nur Früchte) wird eine Art der Bakterien, eventuell auch Pilze, vermehrt wachsen. Essen wir nur Eiweiss (Fleisch, Käse, Eier) wachsen Bakterien, die die Bestandteile der Eiweisse, die Aminosäuren, für ihr Wachs­tum brauchen. Wenn man sehr viel Fett ohne genügend Kohlenhydrate und Eiweisse isst, geschieht Ähnliches wie während der Bauchspeicheldrüsenunterfunktion oder unter Einnahme des Medikamentes Xenical: Das nicht verdaute Fett bindet sich mit Kalzium, und so entstehen Blähungen und durchfallerzeugende Seifen.

3. Keine Früchte als Dessert. Die Früchte sind süss, weil sie einfache Zucker enthalten. Diese können, vor allem in grösseren Mengen verspiesen, zur Gärung führen. Deswegen sollten Sie nicht nach einer Mahlzeit (z.B. als Dessert) konsumiert werden, sondern vorher. Dann werden sie auch durch die restliche Mahlzeit eher vermischt und weiterbefördert – so wird der Darm «durchgeputzt».

4. Keine Früchte nach dem Abendessen. Nach dem Abendessen sollten keine Früchte mehr gegessen werden, damit die Verdauung während der Nacht nicht durch eine eventuelle Gärung erschwert wird.

5. Salat vor den Mahlzeiten. Der Salat enthält (ähnlich den Fruchtschalen) sehr viele Zellulosefasern. Im Unterschied zu Rindern kann das menschliche Magen-Darm-System diese nicht völlig verdauen, was trotzdem gesund ist, da dadurch die Darmtätigkeit gefördert und die Resorption von einfachen Zuckern verzögert wird. Die Fasern binden viele schädliche Stoffe, und tragen so zu ihrer Ausscheidung im Stuhl bei – sie helfen den Körper entgiften. Der Salat sollte am Anfang der Mahlzeit (nach den Früchten) gegessen werden, da seine Vermischung mit den anderen Bestandteilen der Mahlzeit im Magen ihre Verdauung erschwert.

6. Üppiges Essen meiden. Man sollte keine grossen, üppigen Mahlzeiten (ausser bei Festen) essen, da die Verdauung begreiflicherweise mühsam für den Körper ist.

7. Kein Trinken während der Mahlzeit. Man sollte während der Mahlzeit möglichst wenig Flüssigkeit trinken, da man dabei vermehrt Luft schluckt und die Verdauungssäfte im Magen ­verdünnt werden, was wiederum die Verdauung erschwert.

8. Nicht zu viel Kohlensäurehaltiges. Wer unter Blähungen leidet, sollte kohlensäurehaltige Mineralwasser meiden.

9. Vorsicht mit Tiefkühlkost. Das Tiefkühlen ändert die komplexen Kohlenhydrate in eine weniger gut verdauliche Form.

10. Vorsicht nach Antibiotikaeinnahme. Die Verwendung von Antibiotika ist eine nicht seltene Ursache für die Störung des normalen Gleichgewichtes zwischen den verschiedenen Darmbakterien und für das vermehrte Wachstum von Pilzen. Die normalen Verhältnisse werden üblicherweise von selbst durch ausgewogene Kost wieder hergestellt. Wenn nicht, kann man mit Joghurt, noch besser mit Sauerkraut oder mit gewissen Bakterienpräparaten nachhelfen. Die Antipilzdiät für 2–3 Wochen unterstützt und beschleunigt diese Bemühungen. Bei Versagen kann man die notwendige Wiederholung mit Antipilzmedikamenten einleiten.

11. Chronische Magenentzündungen sind oft die Folge einer Helicobacter pylori-Infektion und manche Medikamente, die daraufhin eingenommen werden, hemmen die Ausscheidung der Magensäure. Die daraus folgende verminderte Verdauung der Speisen im Magen kann zu Blähungen führen.

12. Vorsicht bei Essig. Essig als ein Gärungsprodukt enthält viel Histamin und verursacht häufig Blähungen und Koliken. Man denkt nicht an den Essig in den Salatsaucen als Ursache und schiebt es anderen Speisen zu. Es ist ein Beispiel der unentdeckten Lebensmittelunverträglichkeiten. Man soll an sie denken, wenn man Probleme mit Fertigprodukten oder in Restaurants mit Speisen bekommt, die man, zu Hause gegessen, problemlos verdaut. Die andere Möglichkeit ist, dass man unter einer Zusatzstoffallergie leidet.

Die Einhaltung dieser Regeln und die dadurch erleichterte Verdauung beugen Lebensmittelunverträglichkeiten vor und helfen aus folgenden Gründen heilen:

  • 1. Es bleiben weniger unverdaute Reste, die durch die Darmwand gelangen, das Abwehrsystem unvorteilhaft beeinflussen und dadurch Lebensmittelunver­träglichkeiten hervorrufen können.
  • 2. Die nicht überlastete, nur kurz durch die Verdauung beanspruchte Schleimhaut lässt weniger unverdaute Reste in das Abwehrsystem des Magen-Darm-Systems.
  • 3. Diese Art von Essen vermeidet sowohl die allgemeine wie die lokale, durch zu viel Gärung verursachte Übersäuerung im Darm. Die Übersäuerung schwächt das Immunsystem. Die lokale Übersäuerung erhöht zudem direkt – und durch übermässiges Candida-Wachstum – die Aufnahme der schädlichen, unverdauten Reste der Nahrung in das Abwehrsystem.

Die Leistungsfähigkeit des Magen-Darm-Traktes lässt, ähnlich anderen Organen, mit den Jahren nach. Ein Grund, warum man sich im fortgeschrittenen Alter an diese Regeln halten sollte, ist, wenn man nicht nur eine unbeschwerte Verdauung, sondern auch einen guten Schlaf und bessere Leistung haben will.

Wenn entsprechende Gegenmassnahmen keine oder nur teilweise Besserung bringen, muss man an Lebensmittelunverträglichkeiten im breiten Sinne des Wortes oder Lebensmittelallergien denken. Dafür kommen praktisch alle Lebensmittel und Zusatzstoffe in Frage.

Will man die Zusatzstoffe ausschliessen, sollten nur frische Lebensmittel, möglichst aus biologischem Anbau, höchstens tiefgekühlt, konsumiert werden.

Von den natürlichen Lebensmitteln kann vor allem Getreide, Milch- und Milchprodukte, Soja, Nüsse (Erdnüsse besonders häufig!), Eier, Schokolade, Fisch, praktisch alles, was wir oft (und gerne) essen und trinken, unverträglich sein/werden. Vorsichtig muss man auch mit pflanzlichen, faserreichen Medikamenten und Kleie sein, die man über längere Zeit für die Darmtätigkeitsregulation verwendet – sie können selbst Unverträglichkeiten mit Blähungen und anderen unangenehmen Begleiterscheinungen hervorrufen. Wie man sieht, handelt es sich eher um Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs und (besonders einseitiger) Vegetarismus schützt nicht vor gesundheitlichen Problemen oder Krankheiten.

Als ein Beispiel für diese Art von Lebensmittelallergie dient die Weizenunverträglichkeit, die sogenannte Zöliakie. Ähnlich ist es mit Milch, die auch schon bei Kindern Verdauungsstörungen in Form von Erbrechen, Blähungen und Stuhlunregelmässigkeiten verursacht.

Wie können wir erfahren, welche Lebensmittel uns die Blähungen bescheren?

Wir können beobachten, nach welchen Lebensmitteln wir die Beschwerden bekommen. Dies ist manchmal nicht leicht, da mehrere Lebensmittel schuldig sein können. Verschiedene Rotationspläne erleichtern uns dieses Unternehmen.

Wählen Sie Ihren Institutsstandort: