Stoffwechselstörung – Diabetes

Während beim gesunden Menschen die Blutzuckerwerte um 80 mg/dl (also 80 mg in 100 ml Blut) liegen und nach einer Mahlzeit auf höchstens 140 mg/dl ansteigen, sind sie beim Diabetiker oft wesentlich höher. Die Höhe des Blutzuckers wird vom Hormon Insulin reguliert, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Insulin schliesst wie ein Schlüssel die Körperzellen auf, damit sie Zucker aus dem Blut aufnehmen können, den sie dann zur Energiegewinnung «verbrennen». Fehlt der Schlüssel, so steigt der Blutzuckerspiegel an.

Man unterscheidet zwei Hauptformen der Zuckerkrankheit, den Typ-1 und den Typ-II-Diabetes. Der Typ-1-Diabetes, früher auch jugendliche Diabetes genannt, beginnt unabhängig vom Körpergewicht meist vor dem 35. Lebensjahr. Da die Bauchspeicheldrüse wenig oder kein Insulin bildet, muss deshalb rasch Insulin gespritzt werden. Ganz anders verhält es sich mit dem Typ-II oder Erwachsenendiabetes, der in der Regel erst nach dem 35. Lebensjahr und fast ausschliesslich bei Übergewichtigen auftritt. Zwar liegt dieser Diabetesform immer eine erbliche Veranlagung zugrunde, meist kommt es aber erst durch Überernährung oder Übergewicht zum Ausbruch der Symptome. Beim Typ-II-Diabetes ist zu Beginn der Erkrankung sogar reichlich eigenes Insulin vorhanden, das aber nicht richtig wirkt, der Körper reagiert kaum auf das Insulin. Die verminderte Insulinempfindlichkeit des Körpers wird auch als Insulinresistenz bezeichnet. Wir wissen heute, dass Übergewicht diese Insulinresistenz auslöst bzw. verstärkt. Dieser Zusammenhang lässt sich besonders gut daran verdeutlichen, dass der Typ-II-Diabetes in der Nachkriegszeit, als bei knappem Nahrungsmittelangebot fast alle Menschen schlank bis untergewichtig waren, in Deutschland so gut wie verschwunden war. Erst als die Bundesbürger mit steigendem Wohlstand an Gewicht zulegten, tauchte diese Diabetesform wieder auf und ist heute eine «Volkskrankheit». Man schätzt, dass gut eine halbe Million Schweizer an Diabetes erkrankt sind (Stand 2020).

Obwohl das Risiko für den Typ-II-Diabetes selbst bei geringem Übergewicht deutlich ansteigt, wird nicht jeder Übergewichtige zwangsläufig zuckerkrank. Im Gegenteil, die meisten Übergewichtigen bleiben von dieser Krankheit verschont, denn gleichzeitig muss eine erbliche Störung der Bauchspeicheldrüse vorhanden sein, damit der Typ-II-Diabetes ausbrechen kann. Eine nicht erblich vorbelastete Bauchspeicheldrüse kann sich auf Dauer an die Insulinresistenz anpassen und vermehrt Insulin bilden. Das Diabetesrisiko ist also bei Übergewichtigen besonders hoch, wenn bereits andere Familienmitglieder zuckerkrank sind.

Ein leicht bis mässig erhöhter Blutzucker verursacht nur gelegentlich Beschwerden, z.B. in Form von gesteigertem Durstgefühl, Müdigkeit oder häufigem Wasserlassen. Erhöhte Blutzuckerwerte schädigen jedoch langfristig Blutgefässe und Nerven. Es kann dadurch zu Schäden an Nieren, Augenhintergrund (Sehstörungen), Herzkranzgefässen (Herzinfarkt) und am Nervensystem (Taubheitsgefühl an den Füssen) kommen, um nur die wichtigsten Spätkomplikationen zu nennen. Daher ist eine konsequente Blutzuckersenkung und -einstellung, am besten durch Gewichtsabnahme und diabetesgerechte Ernährung, immer notwendig. Vor allem die Gewichtsabnahme sollte beim Typ-II-Diabetes die erste und wichtigste Behandlungsmassnahme sein. Durch Begrenzung der Kalorienaufnahme und Gewichtsabnahme lässt sich fast immer eine nachhaltige Besserung oder sogar Normalisierung der Blutzuckerwerte erzielen. Oft genügt dafür bereits ein Gewichtsverlust von 5 bis 10 kg.

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