Wir produzieren sogar Überschüsse, die wir exportieren können. Trotzdem sind viele von uns schlecht ernährt. Zwar sind wir überfüttert mit Nahrungsmitteln, die viel Fett, Protein, Zucker und Salz enthalten, aber wir versorgen uns nicht mit genügend komplexen Kohlenhydraten, Nahrungsfasern, Vitaminen und Mineralien. Wir leben in einer Überflussgesellschaft, und doch sind wir mangelernährt.
Untersuchungen haben immer wieder aufs Neue ergeben, dass die meisten Menschen nicht zur Genüge mit allen Mikronährstoffen versorgt sind, die für ihre Gesundheit lebenswichtig sind. Beispielsweise leiden in vielen Gegenden Europas mehr als die Hälfte der älteren Erwachsenen unter einem Mangel an Vitamin B12, einem Nährstoff, der für die Gesundheit des Immunsystems lebenswichtig ist. Viele Kinder nehmen nicht genug Folsäure oder Zink auf – Nährstoffe, die für Wachstum und Entwicklung ausserordentlich wichtig sind. Mehr als ein Drittel der Frauen leidet unter Eisenmangel, der Erschöpfungszustände und Anämie nach sich zieht. Auch nehmen wir im Laufe unseres Lebens weit weniger Kalzium und Vitamin D auf, als empfohlen wird, was eine der Hauptursachen für die unter älteren Menschen grassierenden osteoporotischen Knochenbrüche ist. Warum sind Vitamin- bzw. Mineralmangel derart weit verbreitet? Fünf Hauptfaktoren tragen zu diesem Problem bei:
Raffinierung und industrielle Verarbeitung rauben unseren Nahrungsmitteln viele wertvolle Nähr- und Faserstoffe.
Moderne Nahrungsmittelverarbeitung entzieht den Nahrungsmitteln in der Regel ihren natürlichen Gehalt an Vitaminen, Mineralien und Nahrungsfasern, und ersetzt sie durch Salz, Fett und Lebensmittelzusätze. Weissmehl hat, verglichen mit Vollweizenmehl, nur etwa 15 % des vollen Vitamin-E-Gehalts, 25 % des Gehalts an Vitamin B6, und weniger als 1 % des Chrom-Gehalts. Kartoffelchips fehlen die Nahrungsfasern und das Vitamin C der frischen Kartoffel fast gänzlich, dafür enthalten sie Unmengen Salz und Fett.
Moderne, intensive Landwirtschaftsmethoden, saurer Regen und Umweltverschmutzung laugen den Boden aus und entziehen ihm viele wichtige Mineralien. Der Mineralgehalt der Nahrungsmittel, die auf überbewirtschaftetem Boden gezogen werden, ist entsprechend gering.
Der Vitamin- und Mineralgehalt vieler Feldfrüchte ist veränderlich und hängt von der Bodenqualität, dem Reifegrad bei der Ernte und den eingesetzten Transport und Lagerungsmöglichkeiten ab. Bei vielen Gemüsearten geht durch das Gefrieren fast die Hälfte des Gehalts an Vitamin B6 verloren. Der Vitamin-C-Gehalt von Orangen und anderen Früchten, die unreif gepflückt und schlecht gelagert werden, kann stark absinken oder gar ganz verloren gehen.
Umweltverschmutzung erhöht unseren Bedarf an Mikronährstoffen ganz erheblich.
Umweltgifte in der Luft, Wasser und Nahrungsmitteln erhöhen den Bedarf des Körpers nach Antioxidantien enorm: Zum Schutz der Lungen vor Schäden, die von der Luftverschmutzung herrühren, wird mehr Vitamin E benötigt, Selen hilft, Vergiftungen durch Schwermetalle und andere gefährliche Chemikalien zu verhindern, und Vitamin C ist zum Schutz des Verdauungstraktes vor krebserzeugenden Lebensmittelzusätzen und zu stark angebranntem Fleisch erforderlich. Zink entschärft die Gefährlichkeit von Kadmium und Blei aus Trinkwasser und einigen Konserven.
Obwohl uns reichlich wertvolle, gesunde Nahrung zur Verfügung steht, geben wir häufig den falschen Nahrungsmitteln den Vorzug.
Die typische moderne Ernährung ist reich an Fleisch, raffinierten Getreideerzeugnissen, Vollmilchprodukten und industriell verarbeiteten Esswaren. Dies hat zur Folge, dass wir an Salz, Fett, Cholesterin und Zucker ein Vielfaches der Menge zu uns nehmen, die empfehlenswert wäre, während wir häufig mit wenig Nahrungsfasern, essentiellen Fettsäuren, Vitaminen und Mineralien versorgt sind.
Der weit verbreitete Konsum von Alkohol, ganz zu schweigen von regelmässiger Medikamenteneinnahme, raubt unserem Körper viele lebenswichtige Mikronährstoffe.
Viele von uns (über 90 % der älteren Erwachsenen) nehmen regelmässig Medikamente, und viele der am häufigsten verschriebenen Medikamente beeinträchtigen das Stoffwechselgleichgewicht. Viele Diuretika («Entwässerungspillen») zum Beispiel, die bei Bluthochdruck zum Einsatz kommen, rauben dem Körper Kalium und Magnesium. Die «Pille» beeinträchtigt den Stoffwechsel von Folsäure und Vitamin B6, und erhöht den Bedarf an diesen Vitaminen. Rauchen laugt die Vitamin C und B12-Reserven des Körpers aus, und Alkohol verursacht weitläufige Eisen-, Zink- und Magnesiumverluste und Mängel an vielen B-Vitaminen. Es ist also kein Wunder, dass die ernährungsbedingte Gesundheit so vieler Menschen in Gefahr ist. Wenn wir 65 Jahre alt sind, haben wir etwa 50 Tonnen Nahrungsmittel und Getränke zu uns genommen, verdaut und metabolisiert. Lebenslange schlechte Essgewohnheiten haben grossen Einfluss auf Gesundheit und Alterungsprozess. Eine wichtige Gesundheitsstudie hat dies folgendermassen ausgedrückt:
«Neben der Vermeidung von Zigarettenrauch und übertriebenem Alkoholkonsum scheint eine persönliche Entscheidung, die wir treffen, grösseren Einfluss auf unseren langfristigen Gesundheitszustand zu haben, als alle anderen: Die Entscheidung, was wir essen» (The U.S. Surgeon General’s Report on Nutrition and Health. U.S. Governement Printing Office, Washington D.C. 1988). Eine vernünftige Ernährung, die durch sinnvolle Supplemente ergänzt wird, kann uns helfen, gegen Krankheiten vorzubeugen und ein langes gesundes Leben zu führen.